Rand und Band
Donnerstag, 28. Mai 2020

LXII

Diese Grünen mal wieder:

"Die EU solle sich einen eigenen "globalen Sanktionsmechanismus" schaffen, um bei Bedarf "Sanktionen gegen chinesische Funktionsträger verhängen zu können", fordert Reinhard Bütikofer (Bündnis 90/Die Grünen), Leiter der China-Delegation des Europäischen Parlaments. Auch weitere einflussreiche Grünen-Politiker plädieren für harsche Maßnahmen gegen Beijing. Anlass ist das neue Nationale Sicherheitsgesetz, das der Nationale Volkskongress am heutigen Donnerstag beschließen soll."

Auch im bürgerlichen Lager kaum mehr als Regression. Erstaunlich, wie in nur einem geschichtlichen Wimpernschlag vom Aufstieg einer so emanzipativ idealistischen Bewegung wie den 68ern nurmehr der politische Wille zur Macht und jede Menge autoritative Gesinnung bleibt. Es ist fast, als war alles emanzipative Wollen nur der Duftstein unter der Klobrille, der jetzt vollends aufgebraucht ist.

LXI

"Wir gehen nirgendwo hin, die Geschichte erzeugt keinen Sinn. Von ihr ist nichts zu erhoffen, auch ist ihr nichts zu opfern.“ (André Gorz)

Anmerkungen über das regressive Ansinnen eines exoterischen Marxismus:

"Alles, was über das Bestehende hinausgehen und es transzendieren soll, benötigt ein politisches Subjekt. Denn es ist nur so viel Sinn in der Geschichte, wie von Menschen in sie in politischen Auseinandersetzungen hineingelegt wird." [vgl. Marx 2. und 11. These über Feuerbach, Anm. von mir]

"Marx und Engels haben im „Kommunistischen Manifest“ das industrielle Proletariat als politisches Subjekt der Geschichte bestimmt. Es soll der Totengräber der bürgerlichen Gesellschaft sein. Die Idee, dass etwas mit der geschichtsphilosophischen Begriffsbestimmung dieser Subjektkonstruktion nicht stimmt, wird in Gorz‘ linkem politischen Diskurs exemplarisch deutlich. Die Arbeiterautonomie, die Marx im polytechnischen Facharbeiter- und Industrieproletariat zu erkennen glaubt und die, so Gorz, die „materielle Basis für die Fähigkeit zur Selbstbefreiung und Selbstverwaltung der Proletarier“ darstellt, ist nur eine geschichtliche Episode gewesen. Sie erweist sich aber im Übergang zu fordistischen Produktionsverhältnissen, in denen der polytechnische Arbeiter durch den arbeitsteilig organisierten Arbeiter im Fordismus abgelöst wird, welcher den Produktionsprozess nicht mehr zu durchschauen vermag, als politisch-ökonomisch verfehlt. Der polytechnische Facharbeiter ist nur eine Episode in der politischen Ökonomie der Arbeitskraft gewesen. Mit der fordistischen Produktionsweise sowie der darauf folgenden Zergliederung der Arbeitsschritte, Taylorismus, Informatisierung und Automatisierung verschwindet die materielle Basis für ein revolutionäres Subjekt wieder. Für die Erforschung der Bedingungen der Möglichkeit eines politischen Subjektes der Befreiung bedarf es ganz wesentlich also einer politischen Ökonomie der Arbeitskraft, um nachzuvollziehen, wie irreversibel jener Prozess ist, der zum Verlust des Befreiungsvermögens geführt hat. Denn es wäre konsequent gewesen zu erkennen, dass für die soziale Revolution nur ein schmales Zeitfenster existierte: „Über alle Erwartungen hinaus ist es dem Kapital gelungen, den Einfluss der Arbeiter auf die Produktion zu brechen. Es hat es verstanden, die gigantische Expansion des Produktionspotentials mit der Zerstörung der Arbeiterautonomie zu kombinieren. Eine zunehmend komplexere und mächtigere Maschinerie wurde der Aufmerksamkeit von Arbeitern mit immer engeren Fähigkeiten anvertraut. Das Kapital hat erreicht, dass diejenigen, die riesige Maschinen beherrschen, ihrerseits in der und durch die Herrschaftsarbeit beherrscht werden."

Quelle: Der lange Abschied vom Proletariat

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