Rand und Band
Donnerstag, 25. Juni 2020

Unter Hygienekritikern

An der Bushaltestelle ein Paar auf der Wartebank, beide geschätzt Mitte 60. Er, im beigefarbenen Blouson, spießt mit seinem Spazierstock aus den Ritzen der Gehwegplatten das geplagte Restgrün auf und katapultiert es in hohem Bogen auf die Fahrbahn. Ein Fahrradfahrer kommt gefährlich ins Schlingern. Er sieht ihm hinterher und schüttelt den Kopf, dann macht er einfach weiter. Sie, stark übergewichtig, extreme Schweißbildung vom bloßen sitzen, trägt ihre Maske mit dem Werbeaufdruck "Heilerde" unter dem Kinn, während sie den Rest eines Päckchens schokolierter Matschrosinen in die Luke füllt. Die leere Knistertüte dreht sie auf links, warum auch immer und verschmiert sich dabei die Hände. Sie erspäht den Müllbehälter, gute Idee, peilt an und - knapp daneben. Sie wendet den Blick ab, als wäre nichts gewesen, die Tüte wird von Tauben inspiziert und flattert mit ihnen in einer Böe in die Luft. Das Grün ist ordnungsgemäß entfernt, die Matschrosinen im Heilerde gewalkten Leib. Nun wird es den beiden langweilig. Ein Dialog hebt an.

Mann: "Bei dem Tönnies, da weiß man doch auch nicht wie es wirklich war."

Frau: "Das schieben die dem doch in die Schuhe."

Mann: "Von ganz oben kommt das. Und der Deutsche kann sich dann kein Fleisch mehr leisten."

Frau: "Gar nichts kann der sich noch leisten."

Dann kommt auch schon der Bus. Beide befinden: "Wird auch Zeit!"

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