Rand und Band
Samstag, 5. November 2022

Meine erste Farbzeichnung, exklusiv für meine treuen Follower als schicker Hintergrund fürs Smartphone. Zeitlich begrenzt auch als Darktheme! Jetzt zugreifen!!!

Donnerstag, 27. Oktober 2022

TraumaZone (2022): An epic documentary by British director Adam Curtis illustrating in seven parts state and decline of the Soviet Union and the development in Russia 1985–1999 using material from the BBC archives.

Eine eindrucksvolle und erschütternde Dokureihe, auch im Hinblick auf Fragen, die sich aus Julian Bierwirths Artikel ergeben:

Sozialistische Waren­produktion? Gescheitert! Die realsozialistische Wirtschaft ist nicht an Michail Gorbatschows Reformen gescheitert, denn der Planwirtschaft waren von Anfang an ­kapitalistische Zwänge inhärent. Für die Überwindung des Kapitalis­mus braucht es mehr als eine Verstaatlichung der Produktionsmittel.

Samstag, 8. Oktober 2022

Yoshifumi Tikahashi
raubte süße Kirschen
für ein Naschi-Naschi
mit Suki Saki Ming
die sich freut verschmitzt
Bling-Bling
Doch hängen blieb ein Ding
unverdaulich wenn auch klein
es stak ein Kirschenstein
in ihrer zarten Speiselöhle
Das sah ein buntes Federtier
wer weiß, vielleicht ein Ara
flog herbei und laborierte
ihr die Atemwege frei
Bitte Danke Sayonara

Donnerstag, 6. Oktober 2022

Knick knack. Die scharfe Linkskurve hat meinem Füller das Genick gebrochen. Das treue Stück. Friede seiner Tinte. Im nächstbesten Schreibwarenladen waren die Pelikane artig aufgereiht wie Schulkinder beim Klassenausflug. Aber wer will sich das antun, mit jedem Griff zum Stift an die Schulzeit erinnert werden? Mein schöner Füller; das Thema ließ mir keine Ruhe, und ich bestellte mir abends einen Japaner. Die sollen ja sehr diszipliniert sein. Heute kam er an, und was soll ich sagen? Der hat Manieren! Ein sehr guter Gefährte könnte er werden. Leider kann er bis jetzt nur japanisch. Ich werde ihn unterrichten …

Montag, 3. Oktober 2022

Seit ich ungefähr 18 bin, gehe ich davon aus, dass ich keine Rente bekomme. Also keine Rente, die über die Miete […] hinausgeht.

Sagt Julia Schramm, 37, Autorin und Mitglied der Linken im „Freitag“.

Ich bin knapp 20 Jährchen älter, aber das Lichtlein ging mir in jenen Jahren auch auf. Daran hat sich nichts geändert, im Gegenteil. Ich habe das Planen längst an den Nagel gehängt. Ich genieße lieber den Tag, so gut und lange es geht und wie er kommt. Die vertikale Mobilität (der Traum vom Aufstieg, dem sozialdemokratischen Credo vom 'harrten Arrbeiten', damit es die Kinderchen mal besser haben) galt nur für kurze Zeit und auch nicht verlässlich. Das ist allgemein bekannt, die Erklärungen für Armut - oder Entschuldigungen - wechseln. Gerade bietet sich der Krieg gegen das Böse© an, davor war es Corona, mal ist es 'der Ausländer', dann das Klima und von Zeit zu Zeit sind es die Alten, die den Wohlstand der Jungen wegfressen und wovon Frau Schramm spricht. Das ist nur eine Auswahl. All diese Thementrends kehren wieder, je nach Lage und manchmal auch nach Gusto, was die Medien gerade zu flatulieren gedenken.

Sieht man über einzelne Trends hinweg und sucht einen gemeinsamen Nenner, dann ist es politisch gewollte Armut. Keines der oben genannten Beispiele ist neu, zu keinem von ihnen gab es nicht lange im Vorfeld Warnungen und Lösungsansätze. Verkehrswende seit den 70ern, Energiewende dito, Natoauflösung nach dem Kalten Krieg statt Osterweiterung, Kollektivierung des Gesundheitswesens statt Privatisierung, Wohnungswesen dito, solidarische Gemeinwirtschaft statt ungezügeltem Wettbewerb usw.

Es gibt nur eine sehr kleine Anzahl von Nutznießern politisch gewollter Armut, die allerdings übergroße (Deutungs-)Macht hat, um die Mehrheit nach ihren Interessen zu erziehen.

Die Sonne scheint. Der Tag kann kommen.

Freitag, 30. September 2022

Alles halb so schlimm, mit unserem Anrühr-Kartoffelbrei lassen sich auch größere Löcher wieder stopfen.

Ihr Lidl Ratgeber Team.

Donnerstag, 29. September 2022

In den letzten Monaten habe ich wieder das Schreiben mit Stift und Papier zu schätzen gelernt, zumal unterwegs mir keine andere Möglichkeit blieb und ich, zu Hause wieder angekommen, das Geschriebene nicht abtippen wollte, um es am PC fortzusetzen. Also blieb ich beim Papier. Ich schreibe sehr viel für mich, um meine Gedanken zu ordnen und eine Art Zwiesprache mit mir zu halten, was man meinen mageren Webaktivitäten nicht anmerkt, und ausnahmsweise möchte ich heute veröffentlichen, was ich sonst nur zu Papier bringe. Es war vor ziemlich genau zwanzig Jahren, als ich gänzlich auf den PC umstieg, doch es kam mir länger vor. Das Halten des Stifts ermüdete nach ein, zwei Stunden meine Hand, die Schrift war krakelig, unregelmäßig. Es ist wie Radfahren, man verlernt es nicht, doch aus der Übung sitzt man wackelig im Sattel. Allmählich habe ich mich wieder daran gewöhnt, es wird mir selbstverständlich. Und noch etwas fällt mir auf, es ist mir wesentlich befriedigender, Papier zu füllen, es in der Hand halten zu können, dem Werdeprozess habhaft zu sein, ihn haptisch zu eignen – oder bei Nichtgefallen das Blatt aus der Kladde zu reißen, es zu zerknüllen und wegzuwerfen. Eine schöne Art, Gott zu spielen.

Die Digitalisierung hat unsere Weltbegegnung, vor allem die körperlich-sinnliche, geschmälert, selbst Musik lässt sich heute rein elektronisch generieren. Oder man denke an die Fotoentwicklung mit den Entwicklerwannen und den müffelnden Chemikalien im Dunkelzimmer, heute alles digital. Oder die Suche nach Büchern in Karteikarten der Bibliothek oder Kundendaten in Unternehmen und Ämtern. Sogar das Telefonieren, selbst schon ein hoch elektronifizierter Vorgang, war lange auf das Umstöpseln von echten Kabeln angewiesen. Die Beispiele sind schier endlos, auch im Produktionsprozess unserer täglichen Güter. Die Wirklichkeit, scheint mir, wird entsinnlicht und damit uns fremder, im Tausch gewinnen wir freilich Zeit. Das ist der Deal unseres, des bürgerlichen Fortschritts.

Das Bürgertum bewirbt seinen Fortschritt gerne mit der Freiheit, die er uns schenkt und mit der wir gerne die ganze Welt beglücken wollen. Das ist natürlich Ideologie. Durch Fortschritt gewinnen wir tatsächlich Zeit, aber, wie oben geschildert, in einer zunehmend dem Sinn beraubten Wirklichkeit. Was liegt daher näher, als den Sinn in die Güter zu legen, die wir produzieren? Im Auto mehr als ein Transportmittel zu sehen, nämlich das Abenteuer? Den Supermarkt als Erlebnis? Das Beschaffen von Notwendigkeiten als Shoppingtour? Unser Warenhunger ist schier unermesslich und desto größer, je schwachsinniger das Treiben.

Der Warenhunger ist fest verankert in der bürgerlichen Metaphysik, ihrem Fortschrittsgedanken und ihrer Freiheitsideologie. Ihre Metaphysik passt konsequent in die objektiven Zwänge ihrer Wirklichkeit, stellt sie gleichsam her. Der Warenhunger folgt dem Wachstumszwang ihrer Produktionsverhältnisse. Die fortschrittlich, durch Technik gewonnene Zeit, wird vom Gebrauchswert für uns zum Mehrwert für die Gewinnakkumulation.

Alles macht keinen Sinn.

Freitag, 23. September 2022

Es ist Herbst. Ich hatte mich den Nachrichten entzogen, mithin dem Internet, wo es nicht als Lexikon oder, seltener, der Unterhaltung dient. Was mir anfangs schwer fiel, war zunehmend angenehm und allmählich füllte sich die Zeit mit Gegenwart. Ich ging viel spazieren am Kanal, saß dort mit Buch oder ohne, schrieb oder nicht, sah den Booten beim Flattern zu und den Vögeln beim Paddeln. Was gibt es sonst zu tun, ein fernes Ziel, das nicht scheitert weil schon längst gescheitert ist? Ich entsorge den Unrat in meiner Wohnung, Dinge, die sich über Jahre angesammelt haben, die wichtig waren und jetzt nur noch hohl. Aufräumen.

Heute habe ich erstmals wieder bewusst Nachrichten gelesen, mehr als nur die Überschriften, Kommentare dazu in den üblichen Blogs und Portalen besehen. Alles wie erwartet.

Sich in die Entmenschlichung hineinwüten um der Menschlichkeit willen. Sich aufs Siegen versteigen um Leid zu gewinnen. Dämonen schaffen. Gerechtigkeitsverfahren. Weltenbrand.

Donnerstag, 19. Mai 2022

"Spionage gegen Deutschland auf hohem Niveau" (DLF, 19.05.2022)

Mach Sachen! Deutschland bewaffnet sich bis zu den Zähnen gegen sogenannte Feindstaaten, genauer müsste man sagen nicht domestizierbare Weltmarktkonkurrenz, und stellt fest: "Huch, die spüonürn!" Die Reaktion finde ich sehr lustig, und das Foto zeigt: der Herr Geheimrat auch.

PS: Das soll mein fröhlicher Beitrag auch wieder gewesen sein. Zu mehr sehe ich keinen Weg. Gegen das herrschende Theater lässt sich kein Pflock rammen, denn spätestens im Herbst kriechen wieder die Globuliweibchen und Hohlweltschamanen aus dem Unterholz. Was bis dahin nicht von der Irgendwasmitmedien- und Genderpopenderfraktion abgefräst wurde, nagen jene ab bis zur Verwesung. Aber das Gute geht wie immer vor: das Wetter ist großartig! Ich verabschiede mich in den wohlverdienten Sommer.

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