Rand und Band
Donnerstag, 21. Oktober 2021

Das Wohnen sei die soziale Frage der Zeit, die das politische Gewicht eines eigenen Bundesministeriums verdient habe, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Feiger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

(www.deutschlandfunk.de, 21.10.2021)

Die Bauindustrie freut sich natürlich immer über volle Auftragsbücher. Ein Verband, der sich Gewerkschaft nennt, sollte differenzieren können. Die soziale Frage gründet nicht prinzipiell und hier auch nicht vornehmlich in zu wenig Wohnraum, sondern in zu viel leerstehendem, Mietwucher und Gentrifizierung. Ob eine Gewerkschaft heute noch weiß, was Eigentum ist?

Meine mediale Frugalität schmälert nicht meine informelle Sättigung; der spartanische Blick in den DLF-Nachrichtenfeed, der die Meldungen angenehm auf Kurzformat komprimiert und mir beibringt, gelegentlichen Smalltalk mit weltläufiger Garnitur zu veredeln, reichen mir: "Sag, hast du das auch gehört, die Bild fickt sie alle." oder "Sachen gibt's, und Herbststürme auch schon wieder."

Ein weiterer Anhaltspunkt, der mich über Änderungen informiert, ist mein Briefkasten, den ich für gewöhnlich nur wöchentlich mit einer Leerung bedenke. Gegen Ende des Jahres flattern die Rechnungen und Mahnungen ins Haus wie Herbstlaub, deshalb habe ich seine Leerung bis auf weiteres auf einen zwei- bis dreiwöchentlichen Turnus reduziert. Ich richte mich ganz nach der Natur, die jener in ihrer blinden Eigengesetzlichkeit in nichts nachzustehen scheint. Im Frühjahr werde ich den Stoffwechsel wieder höher takten.

Dann ist da noch die Cartuning-Klitsche in meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Draußen hing ein Schild, "Hier Endrohrprüfung". Eines Tages war es plötzlich weg, schade. Abmontiert oder geklaut. Die Kundschaft ist, soweit ich das beurteilen kann, vorwiegend männlichen Gemächts, weiblichen Mächten erlegen, und der Arbeitstag des Personals besteht hauptsächlich darin, im Leerlauf Gas zu geben, während Kollege unter der Haube am Vergaser schraubt: "Kollege, hassu Gas?" Sollte die Schenke "Zum röhrenden Hirschen" für altes Blech und, ähem 'Junggebliebene', eines Tages verstummen, kehrt Ruhe ein und ich weiß, Cheffe ist tot oder der motorisierte Wildwechsel in Deutschland versiegt. Ich tippe auf Tod. Chefsache.

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